Der Hexensabbat......oder wenn die Forelle zum Tanz bittet!

 Nicht jeder Angeltag ist auch ein Fangtag und Tage an denen man überdurchschnittlich fängt sind erfahrungsgemäß ziemlich selten. Oft erinnert man sich sein Leben lang an diese denkwürdigen Tage und meist kann man sie am Ende eines Anglerlebens an den Fingern einer Hand abzählen.Aber es gibt sie - diese außergewöhnlichen Tage. Ich habe selber schon einen solchen Tag erlebt und würde mir wünschen es gäbe sie häufiger. Aber bisher war mir nie mehr ein solches Erlebnis vergönnt. Doch nun zu den Ereignissen jenes einzigartigen Tages:

Es war am 7. Mai 2006 – an diesem Tag sollte die Saison eröffnet werden. Ort des Geschehens war ein wunderschöner Mittelgebirgsfluss in der Eifel.......meine Hausstrecke! "Hausstrecke" nicht deswegen, weil sie direkt vor der Tür liegt, sondern weil ich hier immer wieder gerne hinkomme und sie eine schöne und Abwechslungsreiche Fischwaid bietet.Im Vorfeld hatte ich die Tagesscheine reserviert und nach etwa einstündiger Fahrt stand ich mit meinen Fischerkollegen auf einem Parkplatz am Fluss. Die Karten waren abgeholt und nun hieß es sich flugs in die Montur zu werfen. Ein Blick gen Himmel versprach einen warmen und sonnigen Tag. „Hoffentlich stören sich die Forellen nicht daran“ dachte ich noch als ich mit der Rute in der Hand Richtung Fluss schlenderte. Aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre heraus hatte ich vorher einen kleinen schwarz-roten Streamer angebunden der  in Fachkreisen den schönen Namen “Fuzzy-Wuzzy“ trägt. Im Vorfeld hatte ich mir überlegt wo ich den Tag an dieser Strecke beginnen wollte. Je näher ich an “meine“ Stelle kam, desto ungeduldiger und schneller hastete ich über die Steine am Ufer. Der lange Winter sollte nun endlich vergessen gemacht werden!Am Wasser angekommen pirschte ich mich nun auf “Gefechtsposition“ heran. Rechts von mir eine Furt durch den Fluss und unterhalb derselben eine anschließende Rausche, die in ruhiges Wasser übergeht. Vor mir das Objekt der Begierde! Ein einsamer Baum an einem tiefen Pool dessen Zweige ins Wasser ragen. Dieser Baum zieht nicht nur die Forellen an. So manche Fliege wird an ihm wohl die “letzte Ruhestätte“ gefunden haben. Geschwind ein paar Leerwürfe und der Streamer wurde fachmännisch serviert und verführerisch heran gestrippt. Es war wohl erst der zweite Wurf. Eindeutig war der Ruck in der Schnurhand zu spüren. Doch der Anhieb kam zu spät. Erneut wiederholte ich die Prozedur. Auch dieses mal rappelte es..........und der Fisch hing! Petri Dank! Nach kurzem Drill konnte ich eine gute Bachforelle von etwas mehr als dreißig Zentimeter landen. Ich hatte jetzt kaum zehn Minuten geangelt und schon den ersten Fisch des Jahres mit der Flugangel gefangen. “Ob ich es weiter probieren soll oder ob der Drill die anderen Fische verscheucht hat?“ dachte ich gerade als sich die Rute ein paar Minuten später wieder durchbog. Das durfte doch nicht wahr sein. Schon wieder zappelte eine schöne Rotgetupfte in meinem Watkescher. Dieses mal noch größer  und schöner wie die erste. Sicher mehr wie 35 Zentimeter groß. Wunderschön war sie und hatte im Gegensatz zur ersteren auch die markanten roten Punkte. Nun glaubte ich nicht mehr an weitere Erfolge an diesem Hotspot, platzierte aber erneut oberhalb der Zweige die Fliege. “Herrlich“......das war  mal ein gekonnter Wurf. Der Streamer musste jetzt genau  vor den Zweigen vorbei treiben...........und schon wieder ein heftiger Ruck in der Rute. Der Fisch schien groß zu sein,......sehr groß. Das merkte ich sehr bald an seiner Gegenwehr, ohne meinen Kontrahenten am anderen Ende der Leine zu kennen. Ein paar Minuten später lüftete sich das Geheimnis und ich hielt einen schönen Döbel von fast fünfzig Zentimetern in den Händen. Ein Dickkopf auf Streamer! Das war mir auch noch nicht passiert. Behutsam setzte ich das kapitale Tier zurück. Jetzt war die Stelle aber endgültig verangelt und ich zog erst einmal weiter. Nachdem ich die Furt durchquert hatte und auf der anderen Seite wenige hundert Meter flussaufwärts gewandert  war traf ich auf einen meiner Angelkollegen, mit dem ich befreundet bin. Auch dieser hatte genau wie ich schon einige Fische gezogen. Er hatte seinen Tag hier begonnen, einer steinigen Kurve mit Prallufer, an die ein ruhiges und tieferes Stück mit wenig Strömung grenzt. „Was haste als Köder benutzt“ fragte ich ihn. „’Ne Alexandra“ entgegnete er. „So, so......auf  eine  Nassfliege gehen die heute auch“ kommentierte ich. „Die stehen direkt am Ufer hier rechts unter den Bäumen..... Wie hat es denn bei dir unterhalb der Rausche geklappt?“ ergänzte mein Freund fragend seine Antwort. Ich berichtete ihm voller Begeisterung und er teilte mir mit das er es in einem tiefen Gumpen weiter unterhalb probieren wollte. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Wenn Du willst kannst Du hier ja auch mal dein Glück versuchen. Petri Heil!“ Ich entgegnete: „Petri Dank“ und  fing an mit Leerwürfen meinen Streamer auf Distanz zu bringen. Ich wollte diesen  an einer  gegenüberliegenden Steinpackung präsentieren um ihn schließlich  auf meiner Uferseite unter den Bäumen heran zu strippen. Der Erfolg ließ  nicht lange auf sich warten. Wieder konnte ich meine Erfolgsquote an diesem Tag steigern und konnte mehrere Forellen nach einem schönen Drill zurücksetzen. Allesamt waren schöne Portionsforellen. Jetzt hatte ich gut und gerne schon 5 oder 6 Forellen  und etliche Fehlbisse hinter mir und es war gerade erst Mittag. Was für ein Tag! Aber alles hat ein Ende........auch die Beißlust der Fische. Ich wechselte hoffnungsvoll den Standort, aber es tat sich zunächst nichts mehr. Es schien sinnvoller zu sein den nahen Ort aufzusuchen um sich an einer Imbissbude zu stärken. Nach einer ausgedehnten Mittagspause und einem wohlverdienten Eifelbier ging es direkt  in der Nähe wieder ans fischen. Hier ist der Fluss am gegenüberliegenden Ufer von einer Mauer gesäumt und fließt mittelschnell dahin. Auch hier stehen oft gute Fische. Da ich den Streamer, der ja äußerst fängig gewesen war, verloren hatte kam nun besagte Alexandra zum Einsatz. Lediglich eine Portionsforelle war der Lohn für etliche Würfe. Es zog mich nun wieder an den Streckenteil unterhalb der Furt. Aber auch da tat sich nicht mehr viel. Die Beißflaute hielt an. Auch das wechseln der Fliegenmuster brachte nichts ein. “Das wird es wohl gewesen sein“ dachte ich, ohne zu wissen das die eigentliche Sternstunde noch kommen würde.

                                                   

Am Spätnachmittag traf ich per Zufall  an der gleichen Stelle wie früh morgens auf meinen Freund. Er hatte wohl den gleichen Gedanken gehabt wie ich und wollte es hier noch einmal versuchen. Wir beschlossen den Abschnitt nun gemeinsam zu befischen. Als Köder verwendeten wir beide die altbewährte Alexandra. Vielleicht ging damit ja noch was. Und ob noch was ging! Wir fingen wieder Fisch auf Fisch. Unter anderem konnte ich meine größte Bachforelle bis dato landen. Wann fängt man schon einen Fisch, der fast fünfzig Zentimeter lang ist?  Die Antwort........: An jenem 7. Mai 2006! Zu dieser gesellten sich noch zwei weitere Exemplare stattlicher Größe. Bei einer hatte ich sogar das Gefühl etwas noch dickeres dran gehabt zu haben. Es stellte sich jedoch heraus das ich eine knapp vierzig Zentimeter lange Bachforelle beim Anhieb verpasst hatte. Diese hatte den mitlerweile wieder eingesetzten “Fuzzy-Wuzzy“ in die Brustflosse bekommen und konnte sich aus diesem Grund heftigst wehren. Entweder waren die Fische nun vergrämt oder es waren keine mehr vor Ort. Ersteres hielt ich für wesentlich wahrscheinlicher. Die Sonne war lange hinter den Bergen verschwunden und es fing langsam an zu dämmern. Wie diesen sagenhaften Tag nun ausklingen lassen?

Ich beschloss auf dem Weg zum Auto noch einmal die Furt zu queren um auf die andere Uferseite zu gelangen, denn da stand ja auch das Auto. Bei dieser Gelegenheit wollte ich den Angeltag dort ausklingen lassen wo er begonnen hatte, an der Stelle wo der Baum als Fliegengrab dient. Prompt fing ich als letzten Fisch des Tages noch eine Portionsforelle, die sich nun bei mir wieder melden darf wenn sie etwas größer gewachsen ist. Sie sollte der letzte Fisch des Tages bleiben, denn als ich mich umdrehte sah ich das meine Kollegen schon auf dem Weg zum Auto waren um die Heimfahrt anzutreten. Wehmütig verabschiedete ich mich innerlich von “meiner“ Stelle und mein Blick schweifte ein letztes mal über den Fluss. Sogar der von uns mitgenommene blutige (Fliegenfischer-)Anfänger hatte bis zum Abend sein erlaubtes Tageslimit von drei Forellen in seinem Fischkorb. Meine Ausbeute für diesen Tag war mehr als vorzeigbar. Ich konnte meiner Frau immerhin drei herrliche und kapitale Forellen mitbringen die sie in der Folgezeit mit Genuss verspeiste. Auf der Heimfahrt  schilderten wir uns gegenseitig unsere Erlebnisse und  kamen einhellig zu dem Ergebnis dass so ein Tag wohl so schnell nicht wiederkommen wird oder sogar ein Einzelfall bleibt. Ich weiß heute nicht mehr ob ich zehn, zwölf  oder fünfzehn Forellen wieder ihrem Element überlassen habe, durch Fotos belegt sind aber allein sagenhafte zehn Stück. Mit Wehmut denke ich heute noch an ihn zurück..........an den 7. Mai 2006..........der Tag des Hexensabbats...........wo die Forellen zum Tanz gebeten hatten!

Detlef Henkes

Foto links:

7. Mai 2006 - Hexensabbat

Bachforellen wie man sie sonst nur

 selten fängt.Die größte fast

50 Zentimeter! (Verfasser)

 

Foto rechts:

Schöner Döbel auf Streamer

Ebenfalls fast 50 Zentimeter!

                                (Verfasser)

 

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