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Mein Fliegenbindetagebuch......Geduld, Mühe, Bemühungen und hoffentlich Erfolg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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01.11.2007,  03.11.2007,  09.11.2007 30.11.2007, 08.12.2007, 08.12.2007, 14.12.2007

01.11.2007

Ja.......es ist tatsächlich so.......ich bin seit über 20 Jahren ein Anhänger der wedelnden Zunft und habe es bis heute noch nicht fertig gebracht meine Fliegen selber zu binden. Woran mag das liegen? Berührungsangst vor der Thematik, Angst vor Misserfolg oder einfach nur weil es bisher so bequem war die Fliegen beim Fachhändler zu erwerben sind mögliche Gründe dafür. Hmmm....-Bindeanleitungen habe ich eigenartigerweise schon genug studiert und kenne also die einzelnen Bindeschritte und Materialien mit denen meine Lieblingsfliegen gebunden werden........klingt komisch, ist aber so!!!!

Doch dieses Jahr soll alles anders werden! Durch meine Neumitgliedschaft in einem hiesigen Angelverein lernte ich Werner  kennen. Er ist ein fanatischer (und fantastischer) Flugangler und zählt zu den Profis unserer schönen Zunft. Stets hilfsbereit und nicht sparsam mit Ratschlägen und Tipps bot er mir kürzlich bei einem gemeinsamen Fischen an seine Bindeabende im Vereinsheim zu besuchen, um dort dann selber Fliegen zu binden. Er versicherte mir allerdings auch das die Binderei kein Hexenwerk wäre, und das am Anfang kein Vermögen nötig ist um eine Grundausstattung anzuschaffen.Dieses Angebot ließ ich mir natürlich nicht zweimal machen! Ich hatte ihm natürlich sofort zugesagt und fiebere heute meiner ersten Selbstgebundenen entgegen mit der ich auch einen Fisch erwisch (kleines Wortspiel)!

Ich hoffe Werner  weiß was er sich damit angetan hat mir dieses Angebot zu unterbreiten (und hoffe er bereut es nicht), denn zur Zeit bin ich mir nicht darüber im Klaren, ob ich die Fummelei am Bindestock hinbekomme und die Sehstärke meiner jetzigen Brille ausreichen wird. Bin mal gespannt ob ich meine theoretischen Kenntnisse auch praktisch umsetzen kann. Vor über 15 Jahren habe ich mir  mal einen primitiven Bindestock selbst gebaut und mit diversen Materialien aus der Bastelkiste und Schwanzfedern eines Pfauenhahns (geschossen auf der Kirmes) die ersten Selbstgebundenen "gebastelt". Die sahen jedenfalls einfach grausam aus.

Nun ist erst einmal mit Werner Anfang November ein Ortstermin im Fachgeschäft anberaumt, um dort die erforderlichen Dinge für einen erfolgreichen Start einzukaufen. Die Beratung eines erfahrenen Binders kann ja nicht schaden und ist sicher Gold wert.

Bin mal auf den ersten Abend gespannt und hoffe das Projekt "Fliegenbinden" zeigt sich erfolgreich! Näheres dazu dann später an dieser Stelle.

 03.11.2007

Wie versprochen geht es nun weiter mit meinem "Fliegenbindetagebuch"! Pünktlich wie die Maurer  war ich am Samstag bei Norbert (der besagte Fachhändler) vorgefahren, um erst einmal KEINEN Parkplatz zu ergattern. Nun denn....als ich das Geschäft betrat stellte sich erst einmal Erleichterung ein......Werner wartete schon auf mich, um fachkundig und hilfsbereit beim Einkauf der "nötigsten" Zutaten für meine ersten selbstgebundenen "Pheasent Tails" oder "Alexandras" zur Seite zu stehen.

 Schön, wenn bei einer Verabredung nix dazwischenfunkt und alles gut geht bzw. zumindest es den Anschein hat das alles gut gehen wird. Der Inhaber des Geschäftes hatte sich nämlich nach Dänemark verdrückt (wahrscheinlich um den Meerforellenbestand zu lichten)! Mein Mentor Werner fing also an in seinem Kopf eine Liste abzuarbeiten, was ich denn dann so einpacken soll. Er schickte mich also an einen Warenkorb zu besorgen (da beschlichen mich schon erste dumpfe Gefühle) und fing an die genannte Liste abzuarbeiten. Kleine Hechelklemme, große Hechelklemme, Bobbin.......hier hakte es schon.....kein Bobbin da......doch da...., das letzte seiner Art in diesem Laden *freu* 3, 2....1 meins! Weiter geht es........Bindegarn.......schwarz, ist aus.....hellbraun, ist ebenfalls aus.........usw.! Na wenigstens Silbertinsel, Kupferdraht und Bleidraht sind da. Ein paar Haken in brauchbaren Größen sind letztendlich auch schnell gefunden.

Nun geht es den Vögeln an die Federn: Pfauengras, Rebhuhnfedern, Goldfasan Stoßfedern.....dazu kommt noch ein wenig Dubbing. Plötzlich bleibt Werner vor einem Regal mit Bälgen stehen! Grizzly-Hahnenbalg um Trockenfliegen zu binden! Na ja.......ab in den Korb! Aber der Preis!!!!! Wie viele Hähnchen kann man dafür kaufen!!!!!! Egal....wat mutt dat mutt. Nun noch ein paar Goldkopfperlen, sind leider aus......... Kupferkopfperlen, sind leider auch aus. Mensch Maier!........zurück zum Bindegarn! Es werden aus ein paar Sets die entsprechenden Farben entnommen und nun ab zur Kasse.

Der Bindestock fehlte jetzt zwar noch, aber ich war mir mit Werner einig geworden erst mal einen von seinen abgelegten anzutesten (weiß ja schließlich nicht ob mir die Binderei liegt). An der Kasse kam allerdings das böse Erwachen! Nicht nur das die Frau des Inhabers uns nicht die aus dem Set genommen Röllchen Bindegarn verkaufen wollte..........auch der Gesamtbetrag! Erschreckend......"Wie soll ich das meiner Frau beibringen?!" schoss es mir durch den Kopf. "Die erklärt mich ja komplett für bescheuert!!!!!" "Da kann man aber viele Fliegen für kaufen!" wird sie wohl argumentieren. Mein Mentor nahm schließlich das ganze Set Bindegarn (er brauchte eh noch Vorrat) und versprach mir das was ich brauchen würde später zur Verfügung zu stellen. Nun denn....alles was an dem Tag möglich war  wurde vollbracht und ein möglicher Termin für den ersten Bindeabend im Vereinsheim ins Auge gefasst. Zufrieden nahm ich den Heimweg in Angriff und was soll ich euch sagen: Ich freu mich auf diesen meinen ersten "Bindeabend" wie ein i-Dötzchen auf seine Schultüte und bin drauf gespannt wie ein Bärentöter   (Flitzebogen aus meiner Kindheit). Möge mir Petrus Kraft dazu geben ohne mir die Finger zu brechen den ersten Kopfknoten zu binden!!!! 

 09.11.2007

Heute ist der letzte Posten einer ganzen Reihe von Ebay-Ersteigerungen  eingetroffen.Dazu gehören Goldkopfperlen in gängigen Größen und ein Sortiment Bindegarn. Aufgrund der derzeitigen Knappheit diverser Materialien beim örtlichen Fachhändler, sah ich mich leider dazu gezwungen fehlende Materialien dort "zu schießen". Gott sei dank hielten sich die Kosten für Porto und Verpackung sehr in Grenzen und auch die Ware war exakt so wie beschrieben. Es hätte ja auch wenig Zweck und Sinn gehabt für ein paar Goldkopfperlen 40 oder 50 Kilometer weit zu fahren. Bei den heutigen Kraftstoffpreisen und dem Verbrauch meines Wagens auf 100 Kilometern wäre so eine "Einkaufstour" weder vor dem "Finanzminister" (Ehefrau) noch vor der Öko-Anhängerschaft (Grüne, Green-Peace etc.) vertretbar gewesen!!

Ich müsste laut Adam Riese und Eva Zwerg nun das Allerwichtigste beisammen haben. Nun können die ersten Bindeabende in Angriff genommen werden. Der erste Abend wird wohl vorraussichtlich erst am 23.11.2007 abgehalten werden, macht aber nix.....so habe ich noch Zeit diverse Binderezepte zu recherchieren. Ich will ja nicht völlig "ahnungslos" dort erscheinen, nach dem Motto: "Meester.......watt iss denn nu' 'ne Jrundwicklung?" So schlimm wäre es zwar auch mit heutigem Kenntnissstand sicher nicht......., ich will aber alles dafür tun keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen!!!

30.11.2007

Nun war es endlich soweit. Per Mail hatte mich Werner, seines Zeichen Vereinskamerad und Sinnesgenosse, darüber verständigt, dass am Abend im Vereinsheim der erste Bindeabend in diesem Winter stattfindet. Ich entfremdete meine Laptoptasche für diesen Zweck und verstaute in diese sämtliches Werkzeug und alles an Bindematerial was ich bis dato aufgetrieben bzw. gekauft hatte. Zeitlich gesehen gestaltete sich das rechtzeitige Erscheinen am Vereinsheim aufgrund einer innerbetrieblichen Schulung zwar als recht schwierig und tückisch, dennoch gelang es mir halbwegs pünktlich vor Ort zu sein.

Werner stellte mir einen seiner Bindestöcke zur Verfügung und nachdem dieser rutschfest am Tisch befestigt worden war konnte es losgehen. Zunächst zeigte uns Werner eine Fliegendose mit seiner aktuellen "Nymphenkollektion", die er gerade fertig gestellt hatte. Da waren die reinsten Prachtexemplare zu sehen. Sie waren - wie erwartet - perfekt gebunden  und sahen tadellos aus! Für mich als absoluten Neuling auf diesen Pfaden gab es zunächst einige grundlegende Dinge zu erlernen. Angefangen wurde mit einer einfachen Hasenohr-Goldkopfnymphe ohne Flügeltaschen oder Rippung. Dazu zeigte mir Werner zunächst wie ein Bobbin gehandhabt wird und wie man den Bindfaden durch die Tube bekommt. Nach ein paar Versuchen war der "Lungenfunktionstest" erfolgreich und der Faden schaute einsatzbereit aus der Tube heraus. Nun wurden erst einmal Goldkopfperlen  auf die Haken bugsiert. Ich sollte demnächst vielleicht an eine Pinzette denken! Danach kam die nächste Lektion dran: Das erlernen der Grundwicklung. Nun folgte eine Unterweisung bezüglich des "Schwänzchens". Jeder kann sich wohl vorstellen wie viele Zweideutigkeiten dort zur Sprache kamen. Das Fliegenbinden kann also auch durchaus zu einer humorvollen Sache werden. Gemeint war allerdings der Nymphenschwanz. Eine kurze Erläuterung über Länge und Material und eine Unterweisung wie man diesen einbindet und die nächste Lektion konnte folgen. Ich hatte doch noch etwas zu Hause vergessen! Pritt - Stift, Kerzenwachs oder Bindewachs - Fehlanzeige, daran hatte ich nicht gedacht. Werner half auch hier aus und suchte für das Dubbing des Unterkörpermaterials das Hasengesicht. "Hasengesicht? Was meint der Mann mit Hasengesicht ?" dachte ich noch, da legte er es auf den Tisch!Ein paar lange Ohren, zwei Löcher wo mal Augen waren, Schnurrhaare - zweifellos, in diesem "Mäntelchen" hatten auch mal dunkle Kulleraugen gesteckt und die Schnurrhaare haben einmal lustig beim Kauen einer Rübe vibriert. Irgendwo war die geistige Darstellung des lebendigen Hoppelhasens doch ein wenig befremdlich beim Anblick dieser "Totenmaske".

Doch sei's drum, watt mutt, datt mutt! Also Fell runterzupfen, Faden einwachsen und dubben, sprich Haare um den Faden zwirbeln. Weiter gings. Nun wurde dunkles Synthetik - Dubbing für den vorderen Thorax verwendet. Ehrlich gesagt sahen durch die fehlende Praxis meinerseits die ersten Ergebnisse bescheiden aus. Nun wurde noch der Kopfknoten gezeigt und geübt. Nach einiger Zeit lagen die ersten selbstgebundenen Hasenohr - Goldkopfnymphen vor mir. Irgendwie erinnerten sie mich teilweise allerdings mehr an eine Flaschenbürste mit goldenem Kopf oder andere im Gegensatz dazu an Nymphen mit Bullemie! Mein Mentor machte mir mit der Aussage: "Du stellst dich für den Anfang ganz gut an! Du hast das drauf." allerdings Hoffnung und nach ein wenig Praxis, bei der nun auch eine Rippung mit Kupferdraht einbezogen worden war waren doch noch ein paar brauchbare und (hoffentlich) fängige Exemplare entstanden. Leider war der Abend viel zu schnell vorbei! Ich hätte noch stundenlang zuhören, zusehen und binden können.

Für den nächsten Abend sind nun einfache Nass- und Trockenfliegen (Palmer) vorgesehen. Bis dahin sollte ich mir vielleicht je einen schwarzen und einen weißen Hahnenbalg besorgen. Die Bivisible ruft!! Bin mal gespannt wie es weitergeht und wie ich mich dann anstelle!!!

08.12.2007

Seit dem letzten gemeinsamen "Bindeabend" bin ich nicht mehr binderisch tätig gewesen. Federn und Haare sei dank? Heute stand dennoch ein weiterer Termin an. Norbert, Inhaber des örtlichen Fachgeschäftes, hatte zu einer "Weihnachtsfeier" im Rahmen des 25-jährigen Geschäftsjubiläums eingeladen. 'Ne gute Gelegenheit sich ein wenig mit weiterem Bindematerial einzudecken.....dachte ich und fuhr direkt nach der Arbeit dorthin. Telefonisch hatte er mir auch versichert bis dahin sein Sortiment aufzustocken. Mann oh Mann........was war da los! Zu normalen Zeiten erscheint einem das Geschäft als räumlich "riesengroß", aber heute!!!! Na kein Wunder, waren doch Angelprofis diverser Firmen und bekannte Bindeprofis ebenfalls vor Ort. Man fühlte sich dort wie eine Sardine in der Büchse. Wie versprochen hatte Norbert sein Sortiment aufgestockt aber...........wie erwartet war ganz genau das was ich haben wollte nicht da! Tippets vom Hals eines Goldfasans in Natur - Fehlanzeige, eine Hasenmaske in natur - Fehlanzeige, Hechelfedern in schwarz - wieder Pech gehabt usw.! Dafür lauschte ich den Fachsimpeleien der Profis zu und habe sicher das ein oder andere als "Tipp" mitnehmen können.

Nun denn, ganz ohne Material bin ich nicht nach Hause gefahren.....ein Bobbin, Goldfasanstoßfeder, Pfauengras, diverses Antron, 12er Haken, sowie ein Maßband mit LED - Taschenlampe (Geschenk des Hauses) füllten mein weißes Plastiktütchen. Nun können weitere Bindeaufgaben kommen.

Abends habe ich dann per Mail angefragt wann ich unter Aufsicht meines Mentors wieder mein Unheil am Bindestock treiben kann. In einer Woche soll es wieder so weit sein. Bis dahin muss ich aber dringend das Erlernte noch einmal vertiefen. Ich will mich ja nicht blamieren. Vielleicht versuche ich mich auch mal selber an einem neuen Muster, in der Hoffnung das Werner nicht an einem Lachkrampf erstickt, sobald ich ihm stolz meine neue Kreation vorzeige. Sollte an dem so sein, so werde ich persönlich einen Nachruf verfassen, seiner Familie Abbitte leisten und den Bindestock an den Nagel hängen!!!

14.12.2007

Nun, der 13.12. als unheilvolles Datum (wenn auch nicht an einem Freitag) konnte erfolgreich umschifft werden. Auch hatte ich mein Vorhaben umgesetzt und mich an neuen Mustern probiert...........und!!!!.......Werner kehrte heute gesund und munter zu seiner Familie zurück. Ich hatte mich an einer Pheasant-Tail versucht und ihm die Nymphe zu Beginn des Abends vorgelegt. Vorschnell sprach er mir sogar erst ein Lob aus, bevor er schnell bemerkte das ich eigentlich einen Fehler gemacht hatte. Meine Pheasant-Tail hatte einen Thorax aus einer Kupferdrahtwicklung. Somit hatte ich eine Mischung aus einer Ritz und besagter Pheasant -Tail. Da ich mir beim Anlegen der Flügelscheide fast die Finger gebrochen hatte, wollte ich nun unter fachkundiger Aufsicht dieses erneut versuchen. Allen Bedenken zum Trotz klappte das dann auch ziemlich schnell und relativ gut ( wenn man vom stetigen "zu binden" des Hakenöhrs absieht *grrrrrrrrr*) und die nächste Lektion sollte erfolgen!

Nun wurde zu den Trockenfliegen gewechselt! Ein Palmer in "grizzly" sollte es zunächst sein! Mensch Maier! Hätte nie gedacht das der Umgang mit einer Hechelfeder so schwierig ist. Und ich hatte meine ersten Nymphen schon "Flaschenbürsten" genannt!!Was waren denn das nun für "Objekte"? Die ersten selbstgebundenen Palmer von mir erinnerten mich an die örtliche Auto-Waschstrasse der hiesigen Tankstelle, wenn auch die Färbung und Größe nicht ganz konform waren!! Nun dauerte der Lernprozess erheblich länger und vorschnell bat ich darum ein Eintagsfliegenmuster ohne Flügel, aber mit entsprechendem Hechelkranz gezeigt zu bekommen.

Junge......kann eine "Trockenfliege" einen "nass" machen!!! Nun ja.........es besteht diesbezüglich vorsichtig gesagt noch etwas "Übungsbedarf" und wenn ich mich das nächste mal mit den anderen im Vereinsheim zum Binden treffe, so sollte ich wenigstens eine "Hexe" vernünftig zwirbeln können. Ansonsten würde ich meiner eigenen Ansprüche kaum gerecht werden. Hoffen wir das Beste!!!

 

Tight Lines und Petri Heil

D.Henkes