Pressemitteilung: Der Stör (Salmo trutta) ist "Fisch des Jahres 2014"!
Der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) hat in Abstimmung dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) den Stör zum Fisch des Jahres 2014 gewählt.
Vorstehend gezeigte Fotos zeigen junge Europäische Störe (Acipenser sturio) für ein Besatzprogramm im Elbe-Einzugsgebiet. Die Fotos dürfen unter Nennung des Bildautors (Philipp Freudenberg) und nur im Zusammenhang mit der Pressemitteilung zum Fisch des Jahres honorarfrei verwendet werden! Pressemitteilung des DAFV (Quelle und © : www.DAFV.de):
Der Deutsche
Angelfischerverband (DAFV) hat in Abstimmung mit dem Bundesamt
für Naturschutz (BfN), dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST)
und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und
Gewässerschutz (ÖKF) den Stör zum Fisch des Jahres 2014
gewählt.
Zwei Störarten
waren bis in den Anfang des letzten Jahrhunderts in unseren
Flüssen heimisch: der Europäische Stör (Acipenser sturio) in
Elbe und Rhein und der Atlantische Stör (Acipenser oxyrhinchus)
in der Oder. Inzwischen gelten beide Arten als ausgestorben. Der
Verlust von Laichplätzen durch die Veränderungen der
Gewässerstruktur, Aufstiegshindernisse durch Gewässerverbauungen
sowie Verschmutzung und Überfischung sind Hauptursachen für das
Verschwinden des Störs.
Der Stör ist ein
Wanderfisch, der im Meer lebt, aber zum Laichen wie Lachs und
Meerforelle in die Flussläufe aufsteigt. Ohne vom Meer in die
Flüsse zu wandern, können Störe keine sich selbst
reproduzierenden Bestände aufbauen. Der Deutsche
Angelfischerverband hat den Stör als Fisch des Jahres gewählt,
um darauf aufmerksam zu machen, dass der Verbau unserer
Fließgewässer durch Wehre und Wasserkraftanlagen die
Wiederansiedlung von wandernden heimischen Fischarten
verhindert. Bei der anstehenden Novelle des EEG (Erneuerbare
Energien Gesetz) muss der Fischartenschutz mehr Beachtung finden
als bisher: Kein weiterer Verbau unserer Flüsse und Bäche,
Investitionen in Fischtreppen und Umgehungsläufe, um den Fischen
das Wandern zu ermöglichen.
Der Europäische
Stör (A. sturio) war mit einer Maximallänge von über 5 Metern
einst unsere größte heimische Fischart. Während des letzten
Jahrhunderts sind seine Bestände drastisch zurückgegangen. In
Deutschland gilt er als verschollen oder gar ausgestorben. Der
Verlust von Laichplätzen durch die Veränderungen der
Gewässerstruktur, Aufstiegshindernisse durch Gewässerverbauungen
sowie Verschmutzung und Überfischung sind Hauptursachen für das
Verschwinden des Störs.
Mit einem
stammesgeschichtlichen Alter von 250 Millionen Jahren sind Störe
älter als die Dinosaurier und zählen zu den urtümlichsten
Wirbeltieren auf unserem Planeten. Seine lange Schnauze, die 5
Reihen von Knochenplatten auf seinem Körper, die weit nach
hinten gerückte Rückenflosse und seine haifischähnliche,
asymmetrische Schwanzflosse verleihen dem Stör ein einzigartiges
Erscheinungsbild. Seine Nahrung, die hauptsächlich aus Würmern,
Weichtieren, Krebsen und kleinen Fischen besteht, sucht er am
Gewässergrund. Vier lange Barteln helfen dabei, Essbares mit dem
vorstülpbaren Maul aufzunehmen.
Der Europäische
Stör ist ein Wanderfisch, der den größten Teil seines Lebens im
Meer oder im Brackwasser verbringt. Zum Laichen steigt er, wie
beispielsweise der Lachs, die Flüsse auf (anadrome Wanderung).
Die Eiablage erfolgt im Frühsommer in der Strömung auf
Kiesgrund. Die erwachsenen Tiere wandern danach wieder ins Meer
oder Brackwasser zurück. Die Jungtiere bleiben im ersten
Lebensjahr im Süßwasser und ziehen dabei langsam flussabwärts.
Nach zum Teil langen Wanderungen im Meer werden die Männchen mit
9-13 Jahren, die Weibchen mit 11-18 Jahren geschlechtsreif.
Das
Verbreitungsgebiet des Störs reichte von der Ostatlantikküste
über Nordskandinavien bis Marokko, es gab ihn im Mittelmeer und
im Schwarzen Meer. Seine Laichwanderung führte ihn in Rhein und
Elbe jeweils bis in die Oberläufe. Noch in den zwanziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts wurde ein Stör in der Vechte, ein
Nebenfluss der Ems, gefangen. Heute kommt der Europäische Stör
nur noch selten im Nordostatlantik vor, von wo aus er in die
Gironde in Frankreich zum Laichen aufsteigt. Das
Gironde-Garonne-Dordogne Flusssystem stellt somit sein letztes
Fortpflanzungsgebiet in Europa dar.
Forscher,
Behörden, Angler und Artenschützer arbeiten seit Gründung der
Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. 1994 gemeinsam daran, in
deutschen Gewässern wieder sich selbst reproduzierende Bestände
zu etablieren. Ursprünglich sollten dazu Störe aus dem Bestand
der südfranzösischen Gironde in der Oder ausgesetzt werden.
Begleitende genetische Untersuchungen von Museumsexemplaren, die
aus der Ostsee stammten, wiesen darauf hin, dass es sich bei
diesen Exemplaren um einen amerikanischen Verwandten, den
Atlantischen Stör (A. oxyrinchus), handelte. Er wanderte vor
ungefähr 1200 Jahren über den Atlantik in die Ostsee und ihre
Zuflüsse ein und wurde bei uns heimisch.
Zum Erhalt und
der Wiedereinbürgerung sind vielfach mit Unterstützung des
Bundesamtes für Naturschutz seit 1996 eine Reihe von Vorhaben
realisiert worden, die die Wiedereinbürgerung der beiden Arten
in Nord- und Ostsee zum Gegenstand hatten. Die Arbeiten wurden
durch die Gesellschaft zur Rettung des Störs koordiniert und
wissenschaftlich vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei Berlin (IGB) und der Landesforschungsanstalt für
Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern begleitet.
Das Vorhaben wurde 2013 als Beispielsprojekt der UN-Dekade der
Biodiversität ausgezeichnet. Im Nordseeeinzugsgebiet wird mit
dem Europäischen Stör (A. sturio) besetzt, im
Ostseeeinzugsgebiet mit dem Atlantischen Stör (A. oxyrinchus).
Der Deutsche
Angelfischerverband (DAFV) unterstützt die Versuche, die
unternommen werden, um den Stör als natürlichen und angestammten
Bewohner unserer heimischen Gewässer zu retten. Schließlich wäre
es mehr als schade, wenn er in Zukunft als ausgestorbene Art nur
noch in unserer Erinnerung oder als seltenes Museumsstück
existent wäre. Zudem ist der Stör durch die Vielzahl der
genutzten Lebensräume und seine positive Verankerung in der
Gesellschaft eine ideale Schirmart, um die Anforderungen der
Flussfischarten für ein nachhaltiges Management auch zum Nutzen
anderer, weniger charismatischer Arten, zu kommunizieren.
Berlin, den 7.
November 2013
V.i.S.d.P.
Deutscher
Angelfischerverband e.V.
Dr. Christel
Happach-Kasan
- Präsidentin -
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D.Henkes